12.09.2019: Kigali

Von unserer freundlichen Hoteliersfrau lassen wir uns ein paar Tipps geben, was in der Stadt sehenswert ist. Unser Reiseführer schweigt sich diesbezüglich aus. Alex fährt uns zur ehemaligen Villa des Präsidenten. Hier scheint sich Ruanda noch nicht ganz sicher zu sein, wie es mit seiner Vergangenheit umgehen soll. Das große repräsentative Gebäude Ist nun ein „Art-Museum“. Das Gebäude ist unverändert, alle Tapeten, Wandverkleidungen und Teppiche sind noch im Original erhalten, jedoch wurden alle Möbel entfernt. Auf meine Frage, ob der klotzige Einbau in der Wand als Kleiderschrank gedient hat, bekomme ich die Antwort des Museumsführers, dass keine Aussagen zum Leben der Präsidenten in der Villa mehr gemacht werden. Dabei hatte die Hoteliersfrau doch so von dem völlig dekadenten Lebensstil und Einrichtungsgegenständen erzählt. Der Umbau hat scheinbar erst kürzlich stattgefunden. Fotografieren ist ebenfalls verboten. Es gibt jede Menge Bilder und Skulpturen zu sehen, meist beziehen sie sich auf den Genozid. Am Ende des großen Parks, der das Gebäude umgibt, schließt sich ein eingemauertes Grundstück an. Auf dieser Wiese liegen Trümmer eines französischen Flugzeugs, welches im Landeanflug auf Kigali direkt über dem Villengrundstück abgeschossen wurde. Ale Insassen, Ruandas Präsident und seine Begleiter kamen ums Leben. Die Propaganda machte Tutsis dafür verantwortlich und war schließlich der Auslöser des Genozids.



Nächstes Ziel ist Ruandas Kongresszentrum, das „Kigali Convention Centre“. Ein halbkugelförmiges Zentrum, welches eine überdimensionale Hütte der Vorfahren darstellen soll. Nachts ist es farbig wechselnd illuminiert. Gerade findet eine internationale Tagung über die Integration von Frauen und Jugend in moderne Technologien statt. Das Kongresszentrum hat sich zum Wahrzeichen Kigalis entwickelt. Es vermittelt den wachsenden Fortschritt dieser kleinen Nation.



Weiter geht es zum Richard Kandt Haus. Dieses Gebäude aus der Kolonialzeit ist das letzte einer ganzen Siedlung, die von den deutschen Kolonialisten errichtet wurden. Heute beinhaltet es eine Ausstellung über die Entwicklung Ruandas von der Zeit vor der Kolonialisierung bis zur Unabhängigkeit im Jahr 1962. Kandt distanzierte sich von den rüden Methoden der Kolonialherren im heutigen Tansania und Namibia. Er sah seine Mission eher in der Forschung und gewährte dem damaligen König von Ruanda seine Souveränität. Die deutschen Kolonialherren waren nur in einer sehr geringen Zahl vertreten, bildeten jedoch Einheimische zu Soldaten und Arbeitern aus. Bis heute wird, im Gegensatz zu den Nachbarländern, der deutsche Vertreter von den Einheimischen verehrt. Die deutsche Kolonialzeit endete mit der Niederlage nach dem ersten Weltkrieg, wonach die Belgier das Zepter übernahmen.%MCEPASTEBIN%.



Der Weg führt uns nun zur „3thrd Avenue“, angeblich die prachtvolle Einkaufsstraße Kigalis. Doch außer einem Gorilladenkmal und einem Schnellimbiss für Josts Hunger können wir der afrikanischen postmodernen Geschäftsstraße wenig abgewinnen.



Den Abend verbringen wir im Republika Lounge, erneut einem schönen Lokal an Kigalis Randlage mit Blick auf die Stadt. Wieder im Hotel erweist sich die Hoteliersfrau als sehr gesprächig und am Ende kennt Rainer ihren kompletten interessanten Lebenslauf.


Kommentare

Eine Antwort zu „12.09.2019: Kigali“

  1. Dieses Gehabe der Präsidenten scheint
    wohl das Amt mit sich zu bringen. Einen
    ähnlichen Eindruck hatten wir ja seinerzeit
    auch in Gambia.
    Aber trotz allem macht der Bericht wieder
    richtig Lust auf Afrika…

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