03.09.2019: Die Quelle des Nil


Es dauert ein wenig, bis unser Fahrer eintrifft. Gewünscht hatten wir 9:00

Uhr, gesagt hatte er 10:00 Uhr, gedacht hatten wir 11:00 Uhr, geworden ist es 12:00 Uhr. Doch dann kommt unser Begleiter für die nächsten 11 Tage, Alex, hereingestürmt: „Sorry sorry sorry for this delate….“. Es kann also losgehen. Es kommt noch zu einer kurzen Aufregung, als wir das Auto auf unsere Kosten betanken sollen, denn das war anders vereinbart. Ich meckere so viel rum, bis ich am späten Nachmittag meine 94.000 Franc zurückbekomme. Da bin ich sehr deutsch – Vertrag ist Vertrag. Wieder kommen wir nicht zu unserem Wunschziel, den Kolonialbauten, sondern zu einer Aussichtsplattform über die Stadt. Die Bauten im Zentrum wären in einem desolaten Zustand und es wäre nicht gut für uns dort auszusteigen.

Wir verlassen Bujumbura ostwärts in die Bergregion. Ziel ist die Quelle des Nils. Wir halten an der ältesten Kirche Burundis, durchfahren zahlreiche Ortschaften und erleben eine traumhafte Bergwelt. Gefahren wird in Burundi völlig ohne Regeln. Ortschaften werden sorglos mit 80- 120 km/h durchfahren, dabei hält der Fahrer die Hand auf dem Huptaster. Alles was schwächer oder gar nicht motorisiert ist, springt zur Seite. Die Straße schraubt sich bis auf 2.200 m hinauf und es wird angenehm kühl. Nur wenige Straßen sind in einem guten Zustand, riesigen Schlaglöchern muss ausgewichen werden. Die Landschaft strahlt in einem satten Grün, zum Teil stehen Bäume und Sträucher in voller Blüte. Es dauert etwas, bis wir um kurz vor Vier unser Ziel erreichen.

Ein deutscher Forscher Namens Burkhart Waldecker hat in den 30’er Jahren des letzten Jahrhunderts den Verlauf des Nils gründlich erkundet, die Quelle an dieser Stelle ausgemacht und symbolisch eine kleine Pyramide auf dem Gipfel des Berges errichtet. Die eigentliche Quelle ist ein paar Gehminuten weiter bergabwärts zu finden. Wie alle Quellen ist sie eher unspektakulär, doch bei der Vorstellung was aus diesem Rinnsal wird, ist vermutlich jeder beeindruckt. Auf jeden Fall hat sich die Fahrt durch die tolle Landschaft – so eine farbenfrohe anmutige Fauna hätten wir in Äquatornähe nicht vermutet – gelohnt.

Es ist Zeit für den Rückweg. Wir haben für heute Nacht ein Hotel am Tanganijka See gebucht. Unser Fahrer entscheidet sich dazu, einen großen südlichen Bogen entlang der Grenze nach Tansania zu fahren, da die Straße dort viel besser ist. Dem ist auch so, nur die letzten 50 Kilometer, die wir im Stockdunkeln fahren, sind eine Aneinanderreihung von Schlaglöchern. Wir bemerken, dass Alex sich nicht wirklich auskennt und zudem noch müde wird. Irgendwie bekommen wir dann unser Mobiltelefon auch ohne Internet noch zu einem brauchbaren Navi umfunktioniert und steuern sicher unser Ziel an. Nur unser müder Fahrer macht uns etwas Sorgen. Dazu die Massen dunkelhäutiger nachtaktiver Menschen mit unbeleuchteten Fahrzeugen oder zu Fuß in stockdunkler Nacht auf den Straßen – wie hieß es doch in allen Ratgebern: „Fahrten bei Nacht sind unbedingt zu vermeiden!“ Um 20:30 Uhr kommen wir in unserem Domizil an. Wieder sind wir die einzigen Gäste, was das Hotel nicht davon abhält die Küche anzuwerfen und uns köstlich zu bekochen. Jost bestellt mutig den landestypischen Fisch aus dem Tanganijka See. Er wird etwas später auf unserer Bungalowterrasse serviert. Ein lauer Abend auf der Terrasse mit Seeblick, der Mond strahlt über dem Meer. Schöner kann ein Tag nicht enden.


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